Beckinger Gemeindewald ist seit 20 Jahren zertifiziert
Der Beckinger Gemeindewald, der einen Anteil von 46 Prozent des Bannes ausmacht, ist seit 2004, also nunmehr 20 Jahren, durch PEFC (siehe Info) zertifiziert. Der Wald lag über 42 Jahre Forstoberamtsrat Wolfgang Müller, der seit Ende Mai im Ruhestand ist, sehr am Herzen. Er tat alles Mögliche, dass dessen Zertifizierung erreicht und beibehalten wurde. Dafür will auch sein Nachfolger, Forstoberinspektor Joachim Altmeier, mit großem Engagement weiter sorgen, der nach 6-jähriger Tätigkeit als Revierförster im Staatswald Homburg die Leitung des Forstbetriebs Beckingen übernommen hat. Als erste gravierende Aufgabe seiner neuen Tätigkeit stand nun der Termin zur erneuten Zertifizierung des Waldes der Gemeinde Beckingen an. Die Teilnahme wird durch die jährliche Auslosung der Waldbesitzer ermittelt, die durch ein ausführliches Audit von einem unabhängigen Gutachter auf Einhaltung der PEFC-Vorgaben kontrolliert werden. Als solcher kam nun der Diplom Forstwirt Johannes Hövell vom TÜV Rheinland DIN CERTCDO nach Beckingen, um bei Revierförster Altmeier die zu erfüllenden Kriterien zur Zertifizierung zu bewerten. Im ersten Teil des Audits wurde dessen Büro bezüglich exakter Aktenführung, Einsicht in Rechnungen, Arbeitsaufträge, Inventurdaten usw. in Augenschein genommen. Dann ging es im zweiten Teil in den Wald bei der Mosbachhütte, wo Bürgermeister Thomas Collmann ebenfalls eintraf. Der Gutachter fand auch hier, dass die Vorgaben nicht nur erfüllt, sondern in einigen Bereichen noch darüber hinaus vorhanden sind. So beträgt der Abstand von Befahrungslinien im Regelfall 40 m, wo das Gelände es zulässt. Dieser Abstand stellt einen guten Kompromiss aus Bodenschonung und Wirtschaftlichkeit dar. Die Befahrung mit Forstmaschinen wird auf diese so genannten, durch zwei parallele rote Striche markierte Rückegassen beschränkt. Trotz mitunter enormer Schäden durch den Borkenkäfer wird im Forstbetrieb Beckingen auch in Zukunft keinerlei Chemie eingesetzt werden. Ebenso wird auf das Ausbringen von nicht vollständig biologisch abbaubarem Plastik in Form so genannter Wuchshüllen verzichtet, sondern es werden in der Betriebswerkstatt aus Holz gefertigte Schutzkörbe für Baumsetzlinge verwandt .Selbstverständlich stammt dieses aus dem Gemeindewald. Ein eigenes Biotopbaumkonzept mit dem langfristigen Ziel von durchschnittlich fünf Habitatbäumen pro Hektar Waldfläche wird konsequent umgesetzt. Diese ausgewählten Bäume mit naturschutzfachlich wichtigen Mikrohabitaten wie Mulmkörper, Wassertöpfe, Spechthöhlen oder auch außergewöhnliche Wuchsformen werden mit GPS erfasst, dauerhaft markiert und dürfen ihr biologisch mögliches Alter von mitunter mehreren Hundert Jahren erreichen. Im Sinne eines integrativen Naturschutzes soll so sukzessive auf der gesamten Fläche eine Vernetzung dieser Biotope und der darauf angewiesenen Arten entstehen. Nach der Holzernte verbleibt ein nicht unerheblicher Anteil an Kronen und Ästen im Wald. Dies mag subjektiv unaufgeräumt wirken („Früher war der Wald noch aufgeräumt!“), hat jedoch eine wichtige Funktion: So wird dem Boden ein Teil der Nährstoffe wieder zugeführt, die ihm der Baum im Laufe seines Lebens entzogen hatte. Totholz speichert zudem Wasser und führt zu bodennaher Windberuhigung – im Angesicht häufigerer Dürreperioden durch den Klimawandel ein wichtiger Baustein. Nicht zuletzt sind verschiedenste Arten auf Totholz in allerlei Stärke angewiesen. Der Bürgermeister zeigte sich erfreut über die wiederum erfolgte Zertifizierung des von ihm sehr geschätzten Beckinger Waldes, der neben der Bewirtschaftung und Jagd besonders auch der Erholungsfunktion diene und einen ästhetischen Wert habe. Er dankte seinem neuen Forstbetriebsleiter Altmeier sowie auch dessen Vorgänger Müller für ihr erneut mit der Auszeichnung belohntes Engagement zum Wohle des Gemeindewaldes, worauf die Kommunalpolitiker und Bürger stolz sein können.
Info zum Zertifikat für Waldbewirtschaftung
PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certifications Schemes) ist die größte Institution zur Sicherstellung nachhaltiger Waldbewirtschaftung durch ein unabhängiges Zertifizierungssystem . Holz und Holzprodukte, die den Anforderungen genügen, können mit dem Gütesiegel gekennzeichnet werden. Sie stammen nachweislich aus ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiger Forstwirtschaft. Das Zertifikat bietet auch ein hervorragendes Marketinginstrument für den nachwachsenden Rohstoff Holz, das zur Verbesserung des Images der Forstwirtschaft und ihrer Marktpartner beiträgt. Es geht auf die Nachfolgebeschlüsse der Umweltkonferenz von Rio 1992 zurück und hat weltweit bereits viele Millionen Hektar Wald zertifiziert. Nach den Vorschriften des PEFC geprüfte Betriebe machen damit ihr Engagement für die Umwelt und ihre Verantwortung im Umgang mit Roh- und Werkstoff Holz deutlich.
Foto:
Der Leiter des Beckinger Forstbetriebs, Forstoberinspektor Joachim Altmeier (links) mit seiner Hündin Alma und der Gutachter Johannes von Höwell bei der Waldbegehung zur Zertifizierung.