Wanderweg „Beckinger Talblicke“ auf dem Beckinger Reihersberg offiziell eröffnet
Ein emsiges Team der Interessengemeinschaft unter Leitung von Willi Ehrl leistete hierzu mehr als 500 ehrenamtliche Arbeitsstunden
Seit dem 16. Juli steht der Reihersberg als prägender Teil der Beckinger Ortsmitte der Bevölkerung nun zur Naherholung und geschichtlichen Information offen. Lange Jahre war der größtenteils im Besitz der Familie und Firma Karcher sowie deren Nachfolgerin Nedschroef Beckingen GmbH befindliche bewaldete Berg für die Öffentlichkeit gesperrt und sein Inneres daher vielen Bürgern unbekannt. Das hat sich aber Gott sei Dank geändert. Hiervon konnten sich am Sonntagmorgen rund 150 wanderfreudige und heimatgeschichtlich interessierte Mitbürgerinnen und Mitbürger aus Beckingen und Umgebung überzeugen. Sie waren gekommen, um die Wiedereröffnung des Reihersberges und Einweihung des Wanderweges „Beckinger Talblicke – Auf den Spuren der Familie Karcher“ mitzuerleben. Bürgermeister Thomas Collmann zeigte sich bei seiner Begrüßungsrede von der großen Teilnehmerkulisse überrascht. Als Gäste konnte er die beiden Geschäftsführer Jörg Bosch und Stefan Tils sowie Produktionsleiter Christian Hewer von der Firma Nedschroef (ehemals Karcher), MdL Sebastian Schmitt, die Beigeordneten Hubert Schwinn und Josef Bernardi, Geschäftsführer Peter Klein von der Saarschleifenland-Tourismus GmbH, Ortsvorsteher Elmar Seiwert sowie weitere Gemeinde- und Ortsratsmitglieder und Mitarbeiter der Verwaltung begrüßen. Ein ganz besonderer Willkommensgruß galt neben Willi Ehrl und seinem eifrigen ehrenamtlichen Arbeitsteam der Interessengemeinschaft Reihersberg (IGR) dann Dr. Jan Karcher, dem Enkel des letzten Fabrikbesitzers Fritz-Henning Karcher. Er war extra mit Familie aus Mannheim angereist. Der Bürgermeister wies auf die im Jahre 2019 vom Landkreis mit Förderung des Wirtschaftsministeriums in jeder Kommune durchgeführte Analyse zur Lebensqualität und Wohlfühlatmosphäre hin. Unter Leitung der Tourismusagentur Saarschleifenland GmbH und der Münchner Beratungsfirma Futor wurde gemeinsam mit interessierten Bürgern, Vereinen und Gewerbetreibenden eine Ortsbegehung durchgeführt, in Workshops diskutiert und daraus verschiedene Ideen entwickelt. Der Bürgermeister führte weiter aus: „Ein Schwerpunkt dabei war das Anliegen, die historische und industriegeschichtliche Vergangenheit von Beckingen für die Zukunft zu bewahren und für jedermann erlebbar zu machen. Durch die Kombination von klassischen Infotafeln und modernen Medien ist es uns nun gelungen, eine zeitgemäße und spannende Auseinandersetzung mit unserer Geschichte zu ermöglichen. Mit Hilfe stimmungsvoller Video- und informativen Audiobeiträgen, die auch Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen teilhaben lassen, wollen wir auf authentische Weise das Flair und Lebensgefühl unseres Dorfes näherbringen. Die Umsetzung des Projekts begann mit der Auswahl bedeutender Standorte und Sehenswürdigkeiten durch den Ortsrat. Das Team der IG Reihersberg mit seinem Leiter Willi Ehrl kam auf die Gemeinde zu. Die Ehrenamtler waren da schon länger daran, den Reihersberg wieder begeh- und erlebbar zu machen. Historische Objekte wurden restauriert und ein etwa 2,5 km langer Spazier- und Wanderweg angelegt. Die zentrale Erhebung war früher Privatgelände der Familie Karcher als Eigentümern der gleichnamigen Schraubenwerke. Dank der Genehmigung und Unterstützung der jetzigen Firma Nedschroef konnte hier in unzähligen ehrenamtlichen Arbeitsstunden ein wichtiger Teil des kulturhistorischen Erbes und ein zentraler Erholungspunkt in Beckingen wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Neben dem baulichen Erbe der Familiendynastie finden sich um und auf dem Reihersberg alte Anlagen der Schraubenwerke, Spuren des 2. Weltkriegs und historische Relikte. Der Reihersberg ist somit der geschichtsträchtigste Ort des Dorfes. Als Bürgermeister bin ich sehr stolz darauf und fest überzeugt, dass wir durch diesen Impuls eine deutliche Verbesserung der Atmosphäre im Ort erreichen konnten. Der Reihersberg ist dabei aber nur ein Teil des Gesamtprojekts, dem weitere Standorte folgen werden.“ Der Bürgermeister wies auch auf die Finanzierung der Maßnahme hin und dankte allen, die zu deren Gelingen beigetragen haben. Dann sprach er den existierenden Vandalismus an, der nicht zu verstehen sei. Zuletzt, aber betonte er besonders das Engagement von Willi Ehrl als geschichtsinteressiertem und fleißigen Mitbürger. Lobende Worte für das gelungene Werk fand auch Ortsvorsteher Elmar Seiwert. Namens des Ortsrates sprach er seinen Dank aus. „Wir können den Reihersberg als unseren Hausberg wieder begehen. Er war privat und immer ein Tabu für uns“, sagte er und dankte allen die zur Realisierung beigetragen haben. Teamleiter Ehrl begrüßte namens der Interessengemeinschaft Reihersberg nochmals alle Anwesenden zur Eröffnung des neuen Wanderweges im Herzen von Beckingen. Er dankte dem Bürgermeister sowie dessen Mitarbeitern der Verwaltung und des Bauhofs für die offenen Türen sowie stetige Unterstützung und erläuterte dann: „Die insgesamt elf installierten Tafeln dienen nicht nur der Orientierung, sondern sie bieten interessierten Wanderern zudem auch Informationen, die mittels QR-Code auf das eigene Handy übertragen werden können. Unsere IG Reihersberg hat mit elf engagierten Personen über drei Jahre hinweg mehr als 500 Stunden ehrenamtliche Arbeit geleistet. Ihre Leidenschaft hat den Reihersberg geprägt. Besonders möchten wir uns auch bei dir Jörg Bosch als unserem Teammitglied und Nedschroef-Geschäftsführer bedanken. Du hast maßgeblich dazu beigetragen, den Berg für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Als Dankeschön überreichen wir dir hiermit ein Originalfoto der Fabrik aus dem Jahre 1869/70, das bestimmt einen schönen Platz im Firmenmuseum finden wird.“ Ehrl machte dem überraschten Teamkollegen Bosch damit eine große Freude. Bei seinem abschließenden Dank an alle Beteiligten erklärte Ehrl: „Gemeinsam haben wir den Reihersberg zu einem wahren Schatz im Herzen von Beckingen gemacht. Wir wünschen viel Spaß beim Erkunden der schönen Wanderwege.“ Gemeinsam mit dem Bürgermeister und weiteren offiziellen Gästen schnitt Ehrl dann das obligatorische Band an der neuen Brücke über den Bach hin zum neuen Wanderweg durch. Von dort ging es dann für die erwartungsvollen Wanderer auf die zunächst ansteigende Strecke durch den Wald zu bedeutenden Stellen wie der Privatfriedhof Karcher, ehemaliges Schwimmbad und Tennisplätze, Aussichtspunkt und Ruheplätzen. Nach der Rückkehr zeigten sich alle Teilnehmer von dem Rundmarsch angenehm überrascht. Sie konnten sich dann am Getränke- und Imbissstand von Mitgliedern des ASV Beckingen bedienen lassen, um den Durst zu löschen und sich zu stärken.
Das ehrenamtliche Team der Interessengemeinschaft Reihersberg
Hierzu gehören neben Willi Ehrl als Leiter die Mitglieder Rainer Maier, Martin und Michael Speicher, Thorsten Hue, Frank Schätzel, Peter Detzen, Jörg Bosch, Christian Hewer, Raphael Maar und Hanno Ewen. Auch Bürgermeister Thomas Collmann war einmal dabei.
Der Wanderweg über den Reihersberg
Der zur und über die Höhe des Reihersbergs führende Weg hat drei Einstiege: Am Marktplatz über eine neue Brücke, am Lellborn hinter dem Feuerwehrhaus und an der Bachschleuse (Schürzel) in der Talstraße. Parkmöglichkeiten bestehen auf dem Marktplatz. Auf der Strecke gibt es elf Infotafeln mit Karten, Fotos, Legenden, Höhenprofil und Km-Angabe sowie Wappen und Umriss der Gemeinde Beckingen. Der gebürtige Beckinger Kevin Ehrl von der Gruppe „E(h)rlebnisfilm“ hat das entsprechende Filmmaterial hierzu erstellt und der ebenfalls aus Beckingen stammende SR-Moderator Joachim Meyer hat die Infos mit sanfter Stimme besprochen. Unterstützung gab es auch von der Firma Nedsschroef, die damit ihre Verbundenheit zu ihrem Standort untermauerte. Die Gesamtkosten des meist ehrenamtlich gestemmten Projektes beliefen sich auf rund 15.000 Euro. Das Wirtschaftsministerium beteiligte sich mit Fördermitteln aus dem Atmosphären-Check in Höhe von knapp 10.000 Euro.
Fotos:
1) IG-Teamleiter Willi Ehrl (mit Mütze) beim Banddurchschnitt mit dem Saarschleifentourismus-Geschäftsführer Peter Klein und dem Beckinger Nedschroef-Geschäftsführer Jörg Bosch (links daneben) und Bürgermeister Thomas Collmann (2.v.r. daneben) sowie weiteren Gästen.
2) Enkel Dr. Jan Karcher (4.v.l.) fühlte sich in der Heimat seiner Vorfahren sehr wohl und will bald wiederkommen. Mit auf dem Foto sind der Beckinger Nedschroef-Geschäftsführer Jörg Bosch, der erste Gemeindebeigeordnete Hubert Schwinn und Bürgermeister Thomas Collmann (von links) sowie die Teammitglieder Thorsten Hue und Martin Speicher, der Saarlouser Nedschroef-Geschäftsführer Stefan Tils und der Beckinger Produktionsleiter Christian Hewer (von rechts).
3) Arbeitsteamleiter Willi Ehrl (2.v.r.) überreicht das historische Foto an Nedschroef-Geschäftsführer Jörg Bosch (links). Mit auf dem Foto sind Bürgermeister Thomas Collmann (rechts) und Kevin Ehrl (2.v.l.)
4) Blick auf die Teilnehmer bei der Eröffnung
Fotos/Text: nb