News vom 09.11.2023

Das Thema „Fremdarbeit/Zwangsarbeit bei den-Schraubenwerken Karcher in Beckingen“ behandelt ein jetzt erschienenes Buch


Eine aufschlussreiche Dokumentation ist nun unter dem Titel „Fremdarbeit/Zwangsarbeit bei den Schraubenwerken Karcher in Beckingen“ erschienen. In  ihrem 158seitigen Buch beschäftigen sich die beiden Autoren Volker Munkes und Michael Landau mit dem die Zeit von 1942 bis 1945 betreffenden Thema, als einem dunklen Kapitel der über 150jährigen Firmengeschichte.   Geschäftsführer Jörg Bosch von der heutigen Firma Nedschroef hieß zu der Buchvorstellung am Sonntagmorgen, die von der Mitarbeiterin Daniela Weiler moderiert wurde, auch namens seines Kollegen Stefan Tils den Autor Munkes, der wegen der Erkrankung von Michael Landau alleine gekommen war, willkommen.   Als Gäste begrüßte er auch die Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich, Bürgermeister Thomas Collmann mit einigen Gemeinderatsmitgliedern, Ortsvorsteher  Elmar Seiwert nebst etlichen Ortsratsmitgliedern, MdL Sebastian Schmitt sowie Vertreter der Landesarbeitsgemeinschaft für Erinnerungsarbeit im Saarland und der Aktion 3. Welt Saar  und andere im Medienraum des Werkes. „Wir freuen uns, dass sie zur Vorstellung des Buches gekommen sind. Der zweite Weltkrieg war eine Zeit des Schreckens und der Zerstörung, die unzählige Menschen durch Kriegseinwirkung, Massenvernichtung, Konzentrationslager und Zwangsarbeit das Leben gekostet hat.   Die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft zählt die 26 Millionen Menschen, die im Deutschen Reich und in den besetzten Gebieten zur Arbeit gezwungen wurden, zu den“vergessenen“ Opfern des Nationalsozialismus.Deren Leid rückte erst in den 1990er Jahren in den Blickpunkt. Auch in diesem Werk, das damals der Familie Karcher gehörte, wurden Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter eingesetzt. In den Arbeitsanweisungen  der Firma finden sich dafür eindeutige Belege. Doch wer waren diese Menschen, die hier arbeiten mussten? Woher kamen sie? Dieser Frage gingen die beiden Autoren Munkes und Landau nach. Ihnen ist es zu verdanken, dass wir heute ihren Namen kennen.“ Stellvertretend für die 161 Zwangsbeschäftigten    des damaligen Werks nannte Bosch dann fünf Personen verschiedener Nationalitäten und befand: „Es ist wichtig, dass wir diese Geschichte kennen und uns mit ihr auseinander setzen. Denn nur, wenn wir die Vergangenheit verstehen, können wir dafür sorgen, dass sich solche Gräueltaten nie mehr wiederholen. Die Erfahrungen der Zwangsarbeiterinnen und  -arbeiter im Saarland müssen gehört werden, damit ihre Stimmen nicht verstummen. Wir haben die Verantwortung, aus der Vergangenheit zu lernen, um eine bessere Zukunft zu gestalten. Lassen sie uns dafür sorgen, dass die Welt, die wir unseren Kindern hinterlassen von Mitgefühlen, Respekt und Menschlichkeit geprägt ist. Die Landrätin meinte in ihrem Grußwort: „Ich freue mich, etwas zum Thema  Zwangsarbeit wie hier im Schraubenwerk, das mit diesem Buch aufgearbeitet wird, zu erfahren. Manche Firmen wollen diesen schwarzen Fleck ihrer Geschichte ausblenden. Das wichtige Thema gehört auch zur Geschichte unserer Region, das die Aktion 3. Welt beleuchtet hat und  der Jugend  immer wieder als mahnendes Beispiel dienen soll.“ Bürgermeister Collmann bedankte sich zunächst bei den beiden Autoren, dass sie sich dem schwierigen, aber wichtigen Thema angenommen haben und so insbesondere  für die Region einen bedeutenden Beitrag zur Information und Erinnerungskultur leisten. Er ging dann auf die damaligen Verhältnisse ein und betonte  weiter: „Mein besonderer Dank gilt aber auch der Firma Nedschroef, die sich bei diesem dunklen Kapitel der deutschen Wirtschaftsgeschichte nicht weggeduckt, sondern sich dieser Verantwortung gestellt und die Arbeit der Autoren tatkräftig unterstützt hat.  Es ist wichtig, sich unserer Geschichte und der daraus resultierenden Verantwortung bewusst zu sein. Auch wenn es die ursprünglichen Beckinger Schraubenwerke als Firma nicht mehr gibt, so war und ist die Geschichte unserer Gemeinde im positiven wie auch im negativen Sinne eng mit der Fabrik selbst verknüpft. Daher nochmals Dank an die Nedschroef AG, die sich stark mit unserem Ort identifiziert.“  Autor Munkes begann seine Ausführungen zur Buchvorstellung mit einem Gedicht von Erich Kästner „Die Erinnerung ist eine mysteriöse Macht und bildet Menschen um. Wer das, was schön war, vergisst, wird böse. Wer das, was schlimm war, vergisst, wird dumm.“ Viele derjenigen, die in dieser oder jener Weise an den Unmenschlichkeiten des NS-Regimes beteiligt waren, wollten sich nicht daran erinnern (oder daran erinnert werden). Manche wollten einfach nur verdrängen und vergessen. Nicht wenige blieben straffrei und machten nach dem Krieg Karriere. Die allermeisten sind mittlerweile verstorben. Wir haben das, was schlimm war, nicht selbst erlebt, aber wir wissen darum – manche mehr, manche weniger. Aber wir haben eine Verantwortung dafür, dass das Geschehene nicht in Vergessenheit gerät und Ähnliches nicht wieder geschieht. Vieles ist bekannt, manches bis heute nicht und einiges nur bruchstückhaft. Letzteres zu erforschen und zu dokumentieren, haben wir uns zur Aufgabe gemacht.“ Munkes ging dann auf das eigentliche Thema der Beschäftigung von Zwangsarbeiterinnen und -arbeitern bei der Firma Karcher, die als kriegswichtiges Unternehmen  eingestuft  war, mit vielen detaillierten Fakten  ein. Er schloss mit den Worten: „Es gäbe noch Vieles zu erzählen, aber ich denke, ihre Aufmerksamkeit schon genügend beansprucht zu haben. Vielen Dank für das Zuhören und ihre Geduld.“  Gerne beantwortete er Fragen zum Thema und vernahm auch mit Interesse weitere  Infos dazu. Es schloss sich ein kleiner Umtrunk an. Ebenso konnte das Museum der Werkes besichtigt werden.

Infos zum Buch

Es ist unter dem eingangs erwähnten Titel im Geistreich-Verlag erschienen und kann ganz normal im Buchhandel zum Preis von 19,80 Euro oder auf Anfrage im Rathaus Beckingen erworben werden. Die Autoren Volker Munkes und Michael Landau haben auf ihr Honorar verzichtet. Auch die Firma Nedschroef Beckingen, die den Druck finanziert hat, wird den kompletten Erlös und die bei der Veranstaltung eingegangenen Geldspenden dem Adolf-Bender-Zentrum e.V. und dem Verein wider das Vergessen und gegen Rassismus zufließen lassen.

 

 

Fotos:

 1) Autor Volker Munkes (rechts)  bei der Buchvorstellung. Mit auf dem Foto sind in der ersten Reihe (von links) die Geschäftsführer Jörg Bosch und Stefan Tils, die Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich, Bürgermeister Thomas Collmann und Produktionsleiter Christian Hewer mit Gattin.

 

2) Bürgermeister Thomas Collmann bei seiner Rede

 

3) Blick auf das Buch.   

Für unsere Bürger 06835 / 55-0
Ihre Behördernrufnummer 115
Telefonverzeichnis - Gemeinde