Schüler der Friedrich-Bernhard-Karcher Schule Beckingen auf Spurensuche über den Namenstifter ihrer Gemeinschaftsschule im gebundenen Ganztag
„Wie Beckinger Schrauben noch heute die Gemeinde zusammenhalten“-
Ein Projekt der Klasse 6a zum 100. Todestag von Friedrich Bernhard Karcher
Am 28. März 2025 jährte sich der Todestag von Friedrich Bernhard Karcher zum 100. Mal. Seit 2006 heißt die Gemeinschaftsschule in Beckingen Friedrich-Bernhard-Karcher-Schule.
Grund genug für die Klasse 6a mit ihrem Klassenlehrer Steffen Haben sich im GW-Unterricht mit dem Namensgeber ihrer Schule auseinanderzusetzen. Wer war Friedrich-Bernhard Karcher und wieso ist er so wichtig für Beckingen, dass sogar unsere Schule so heißt, fragten sie sich und ihre Mitschülerinnen und Mitschüler. Dabei mussten sie allerdings feststellen, dass es da doch viele Wissenslücken gab. Um das zu ändern, wurde die Idee geboren, in einem Projekt zum 100. Todestag von Friedrich Bernhard Karcher „Wie Beckinger Schrauben noch heute die Gemeinde zusammenhalten“, den vielen Fragen nachzugehen und die gesammelten Erkenntnisse auf insgesamt 9 Infotafeln für immer festzuhalten.
Dazu hatten die 26 Schülerinnen und Schüler der Klasse 6a einen Fragebogen erstellt, um das Wissen ihrer Schulgemeinschaft über Friedrich Bernhard Karcher abzufragen. Die Antworten wurden ausgewertet und schnell wurde klar, dass kaum jemand etwas über Friedrich Bernhard Karcher und seine Verdienste für die Gemeinde wusste. „Die Schüler haben viel und gut recherchiert. Die Ergebnisse ihrer Recherchearbeit wurden in Infotexte umgewandelt sowie viele Bilder gesucht, eingescannt und bearbeitet. Daraus entstanden 9 Infotafeln zu verschiedenen Themenkomplexen, die über das Leben von Friedrich-Bernhard Karcher und seine Bedeutung für Beckingen von damals bis heute informieren“, erklärte Klassenlehrer Steffen Haben dem Bürgermeister der Gemeinde Beckingen, Thomas Collmann, der sich bei einem Besuch in der weiterführenden Schule in seiner Gemeinde natürlich gerne ein Bild über das Projekt machen wollte. Die Schülerinnen und Schüler präsentierten und erklärten dem Rathauschef ihre neun Infotafeln, die über den Lebenslauf von Friedrich Bernhard Karcher und Themen wie dem alten Sportplatz, dem alten Kindergarten St. Marzellus, dem ehemaligen Männerheim in der Talstraße, dem Krankenhaus und Mädchenheim, dem sozialen Wohnungsbau, der Villa Karcher, den Verdiensten von Friedrich Bernhard Karcher informieren. Eine Infotafel geht der Frage nach, was Karcher selbst wohl heute zu der nach ihm benannten Schule sagen würde. Diese ganz besonders spannende Frage löste die Klasse mit Mithilfe ihrer Recherchen und künstlicher Intelligenz und fand heraus, dass er die Gemeinschaftsschule und das Ganztagskonzept loben würde und vor allem die schulischen Aktivitäten und sein Engagement für die Gemeinde fortsetzen würde. Die neun Infotafeln hängen nun für alle zugänglich in einem Seitengang der Schule.
„Durch dieses Projekt haben wir noch mehr über Friedrich Bernhard Karcher erfahren. Zum Beispiel auch dass das Rathaus früher ein Krankenhaus war und sich dort, wo heute die Deutschherrenhalle steht, früher ein Mädchenheim befand. Oder dass Karcher einen Kindergarten, den Marzellus Kindergarten sowie in der Talstraße Schlafhäuser mit Kantinen für seine Arbeiterinnen und Arbeiter bauen ließ. Außerdem wurden viele Häuser in der Schweizerstraße oder Karcherstraße durch seine Unterstützung gebaut und es gab in der Parkstraße mal einen Sportplatz. Wir hoffen, dass jetzt mehr Kinder wissen, warum unsere Schule nach ihm benannt wurde“, erklärten die Kinder dem Bürgermeister. Dieser bedankte sich für die Einladung. „Ich finde euer Projekt ganz toll und es ist auch wichtig, dass die Infotafeln hier gut sichtbar und zugänglich sind. Ich fühle mich von euch jetzt wirklich gut informiert über den Namensstifter selbst, seine großen Verdienste um die wirtschaftliche Entwicklung des Haustadter Tales und der Gemeinde Beckingen und seine besondere soziale Einstellung, die verbunden ist mit der Schaffung zahlreicher Einrichtungen zum Nutzen seiner Arbeiterschaft und der ganzen Region, denn er und seine Ehefrau Anna waren sehr um das Wohl ihrer Mitarbeiter und deren Familien bemüht. Das war damals und ist gerade heute keine Selbstverständlichkeit“, so der Bürgermeister.

Einige der Schüler und Schülerinnen erkärten Bürgermeister Thomas Collmann ihr Projekt und die Infotafeln.

Infobox zu Karl-Friedrich Karcher
Friedrich Bernhard Karcher (*22.10.1845 in Saarbrücken; +28.03.1925 in Beckingen) entstammte einer wohlhabenden Saarbrücker Kaufmannsfamilie. Er war seit 1873 mit Anna Schmidtborn (* 1. April 1855 in Sulzbach/Saar; † 2. April 1918 in Beckingen) verheiratet. Die Ehe brachte die Kinder Else (1875–1971), Robert (1876–1881), Guido (* 1877), Kuno (1882–1894) und Bodo (1886–1953, Nachfolger im Unternehmen) hervor.
Nach seiner Schul- und Berufsausbildung als Kaufmann stieg er 1872 in einen im Jahre 1869 in Beckingen gegründeten Fabrikbetrieb als haftender Inhaber und kaufmännischer Geschäftsführer ein. Die Firma führte den Namen „Hetzler, Kolb und Karcher“. Auf sein Betreiben hin spezialisierte sich das Unternehmen auf die Herstellung von Schrauben. Nachdem der Gesellschafter Kolb im Jahre 1882 ausgeschieden war, führte das Unternehmen fortan den Namen „Hetzler und Karcher“. Nachdem der Betrieb in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, ersteigerte Karcher am 21. Mai 1885 und gründete einen Monat später als alleiniger Geschäftsführer die Firma „Fr. Karcher & Co.“. Kommanditisten waren Carl Roth und Emil Schüler. Nachdem das Fabrikgebäude 1890 in Brand geraten war, folgte in den beiden Folgejahren eine Neuerrichtung mit einer Anbindung der Fabrik an ein Bahnnetz. Durch die Ausführung des Bahnanschlusses wurden große Fortschritte erzielt., denn zuvor war man auf Pferdefuhrwerke angewiesen. 1900 war das Unternehmen auf der Weltausstellung 1900 in Paris vertreten und brachte einen Ehrenpreis mit. Im Jahr darauf kam die Umstrukturierung und Umgründung in eine GmbH und 1912 die Firmierung „Fr. Karcher, C. Roth & Cie“. 1913 kam sein Sohn Bodo als teilhabender Geschäftsführer ins Unternehmen und war von 1918 nach der Übergabe alleiniger Inhaber des Unternehmens. 1914 hatte der Betrieb eine Belegschaft von 900 Mitarbeitern. Karcher und seine Frau Anna waren um das Wohl der Mitarbeiter und deren Familien sehr bemüht. Sie bauten eine Arbeiter- und Pensionskasse auf und förderten Siedlungen am Betriebsort. Durch die Fürsorge für seine Mitarbeiter entstand ein Sozialwerk, wie es damals erst sehr wenige Industriebetriebe aufzuweisen hatten.
Er fand seine letzte Ruhestätte im Familiengrab auf dem Friedhof Reihersberg in Beckingen.
In Beckingen wurde die Friedrich-Bernhard-Karcher-Schule nach ihm benannt.
Foto/Text: Gemeinde Beckingen/pp