Auf den Spuren des Heiligen Martin von Tours – Das Gebot der Nächstenliebe klar vor Augen geführt
Seit vielen Jahren feiern Hunderte von Kindern in der Gemeinde Beckingen in den verschiedenen Gemeindebezirken den Namenstag des Heiligen Martin von Tours mit einem St. Martinsfest. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Denn Corona hat für die Absage vieler Veranstaltungen gesorgt. So wurden auch die traditionellen Martinsfeiern abgesagt. Daher fanden die traditionellen Martinsumzüge mit den viele leuchtenden Laternen, mit St. Martin Hoch zur Ross, mit loderndem Martinsfeuer, dem Singen des Martinsliedes und der Verteilung der Martinsbrezeln an die Kinder nach dem Martinsumzug in diesem Jahr nicht statt.
Um den Kindern aber trotzdem eine kleine Freude zu bereiten, und auch um den Namenstag und die Geschichte des Heiligen Martin nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, wurden an alle Kindergärten in der Gemeinde Beckingen, veranlasst durch die Ortsvorsteher, sowie an alle drei Grundschulen, veranlasst vom Bürgermeister, die süßen Martinsbrezeln verteilt. Die Verteilung der insgesamt 1103 Martinsbrezeln übernahmen heimische Bäckereien.
Doch wer war der Heilige Martin von Tours und worum geht es eigentlich bei der Martinsfeier und der Verehrung des Heiligen Martin?
Verehrt wird der Heilige Martin von Tours vor allem wegen seiner guten Taten. Er soll, so sagt die Legende, einem frierenden Bettler die Hälfte seines Mantels gegeben haben. Einer der wichtigsten Bräuche zum St. Martinsfest ist das Singen von Martinsliedern. Eines der bekanntesten darunter ist wohl das Martinslied „St. Martin, St. Martin, St. Martin ritt durch Schnee und Wind, sein Ross das trug ihn fort geschwind“. Bunte Laternen und allen voran St. Martin mit seinem roten Mantel, den er, Sohn eines höheren römischen Offiziers, bei seinem Ritt durch Schnee und Wind zu seinem Quartier mit seinem Schwert geteilt haben soll, um einen in Lumpen gekleideten frierenden Bettler vor dem Erfrieren zu retten, gehören zum Bild seines Ehrentages dazu. Das Christentum kennt nur wenige Szenen, in denen das Gebot der Nächstenliebe so klar vor Augen geführt wird. So gehört Martin von Tours zu den bekanntesten und gerade bei Kindern beliebtesten und verehrtesten Heiligen der Katholischen Kirche. Sein Namenstag ist in Deutschland zu einem Fest für die Kinder geworden und wird auf traditionelle Weise mit einem Laternenumzug begangen. Dabei wird auf den Gedanken des Teilens und das Gebot der Nächstenliebe eingestimmt. Vielerorts werden meist Glühwein oder andere Getränke verkauft, um mit dem Erlös ganz im Sinne der Nächstenliebe einen sozialer Zweck zu unterstützen. Und dann war da noch die Geschichte mit der Martinsgans. Die Legende sagt, dass Martin wegen seiner Wohltätigkeit überall bekannt war und als der Bischof von Tours starb, wollte man ihn zum Nachfolger wählen. Aber Martin habe sich aus Bescheidenheit in einem Gänsestall versteckt. Als die Menschen mit Laternen nach ihm suchten, hätten die laut klagenden Gänse ihnen den Weg zu Martin verraten, weshalb man heute anlässlich des Namenstages des Heiligen Martin eine solche Gans verlost und verspeist. Soweit die Legende.
In der Realität wurde Martin, von Geburt ein Römer aus einer Familie mit militärischer Tradition, tatsächlich im Jahre 371 nach Christus Bischof von Tours. Er wurde 316/317 nach Christus als Sohn eines römischen Offiziers in Sabaria, Hauptstadt der römischen Provinz Pannonien, dem heutigen Steinamanger in Ungarn, geboren und trat mit 15 Jahren in die römische Armee ein. Für die Söhne von Berufssoldaten war der Fahneneid in diesem Alter obligatorisch. Während seiner Dienstzeit bereitete er sich auf die christliche Taufe vor und seine Biographie berichtet, dass er sich stets um gute Werke bemühte. So stand er Kranken bei, brachte Notleidenden Hilfe, gab Hungernden Nahrung, bekleidete Nackte und behielt von seinem Sold nur das für sich Notwendigste zurück. Bei seinen Kameraden war Martin beliebt, aber nicht weil er als rauer Soldat imponierte, sondern wegen seiner Hilfsbereitschaft und Bescheidenheit. Vor mehr als 1600 Jahren, am 08.11.397 nach Christus, starb der dritte Bischof von Tours, der Heilige Martin von Tours, der in der lateinischen Kirche der erste war, der den Grad der Heiligkeit nicht durch seinen heldenhaften Tod als Märtyrer, sondern durch sein heroisches Leben erreichte. So verkörperte Martin, personales Bindeglied zwischen Rom und Frankreich, modellhaft für Jahrhunderte das neue spätantike Priester –und Bischofsideal.
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Seinen roten Mantel soll der heilige Martin mit seinem Schwert geteilt haben, um einen in Lumpen gekleideten Bettler vor dem Erfrieren zu retten. Das Christentum kennt nur wenige Szenen, in denen das Gebot der Nächstenliebe so klar vor Augen geführt wird.