News vom 16.09.2019

Beckinger Schrauben verbinden seit 150 Jahren


Das Jubiläumsfest des Unternehmens Nedschroef Beckingen GmbH wurde gebührend gefeiert

Am  7./8. September, wurde  das 150jährige Unternehmensjubiläum der Nedschroef   Beckingen GmbH (Jahrzehnte Karcher-Schraubenwerk) mit einer internen Abendveranstaltung samstags in der Deutschherrenhalle und sonntags mit einem Tag der offenen Tür gebührend gefeiert und wird als positive Erinnerung in die wechselvolle Geschichte des Werkes eingehen. Das nach einer Idee von Presswerkmeister Frank Wirth   gewählte Festmotto „Beckinger Schrauben verbinden“ war ein Volltreffer, denn Schrauben verbinden nicht nur zwei Teile und halten diese dann zusammen, sondern verbinden auch Menschen wie die Kollegen im Beckinger Werk untereinander oder  mit anderen Nedschroef-Kollegen weltweit, wie es die beiden gemeinsamen hiesigen und Saarlouiser Geschäftsführer Jörg Bosch und Stefan Tils in der 70seitigen Festschrift zutreffend beschreiben. So machten sich den ganzen Sonntag über viele frühere Mitarbeiter nebst familiärem Anhang auf den Weg zum Karcher, wie das Werk auch heute noch im Volksmund genannt wird, um den Kindern  und Enkelkindern zu zeigen, wo der Vater, Großvater oder Urgroßvater viel und schwer geschafft hat, um die Familie zu ernähren. Aber auch viele sonstige Besucher fanden sich ein, um mal hinter  die Mauern der Fabrik zu schauen, die man sonst nur von außen beim Vorbeifahren oder -gehen anblickt. Diese Informationsmöglichkeit nutzten jede Menge Leute, geschätzt an die 2.000, aus Beckingen, dem Haustadter Tal und darüber hinaus. Sie konnten über einen markierten Rundgangsweg durch die  Werkhallen gehen, die Entstehung der Schrauben von der Drahtrolle über den Produktionsweg mit den beeindruckenden Maschinen bis zum Versand verfolgen. Gerne gaben ihnen die angesprochenen Mitarbeiter, denen die Motivation für ihre Arbeit anzumerken war, Auskunft auf die gestellten Fragen. Auch eine Ausstellung zum Werk mit tollen Bildern des international anerkannten Fotografen Marc Theis und das nun eingerichtete Museum mit Schrifttum und Kleingeräten zur Firmengeschichte aus früherer Zeit wussten zu gefallen. Nachdem das Programm des Tags  der offenen Tür am Vormittag bei trockenem Wetter mit dem Pflanzen einer von der Gartenbaufirma FloraTec bereitgestellten Linde als bleibende Erinnerung an das Jubiläum durch den neuen Nedschroef-Vorstandsvorsitzenden Dr. Matthias Sckuhr, Finanzvorstand Paul Raedts sowie den bei Geschäftsführern Jörg Bosch und Stefan Tils im Beisein von weiteren Führungskräften und Gästen vorgenommen worden war, ging es dann bei regnerischem Wetter weiter. Doch das beeinträchtigte die Feierlaune nicht, denn eine große Werkhalle  diente als Festhalle für die große Besucherschar.  Für das leibliche Wohl sorgten Beckinger Vereine an den Getränke- und Speiseständen, durch Betreuungsdienste und anderes.  Mit flotter Musik trugen der Musikverein Gresaubach und  das Vereinte Blasorchester Beckingen zur Unterhaltung bei. Auch die kleinen Festbesucher hatten Gelegenheit, sich bei einer Springburg oder  einer flachen Rutschbahn zu amüsieren. Bei einer spannenden Verlosung gab es Einiges zu gewinnen. Als strahlenden Gewinner des Tages konnte sich, nachdem das Werkstor wieder geschlossen war, aber auch die  Firma Nedschroef angesichts der großen Resonanz des Jubiläumsfestes  selbst sehen. „Unsere Erwartungen wurden weit übertroffen“, meinte Geschäftsführer Bosch sehr zufrieden.

Fotos /Text: nb

 1) Pflanzung eines Lindenbaumes zum Jubiläum. Auf dem Foto (von links) Nedschroef-Finanzvorstand Paul Raedts, der neue Nedschroef Vorstandsvorsitzende Matthias Sckuhr sowie die beiden hiesigen und Saarlouiser Geschäftsführer Jörg Bosch und Stefan Tils

 

2) Erinnerungsfoto mit Besuchern in einer Werkshalle mit Ideengeber für das Jubiläumsmotto, Presswerkmeister Frank Wirth (links mit grünen T-Shirt) und Presswerkleiter Christian Gleser (rechts mit grünem T-Shirt)

Geschichtsrückblick zum Jubiläum

 Die 680seitige Firmen-Chronik des ehemaligen Werk-Angestellten Rainer Meier aus Beckingen und die von der Nedschroef Beckingen GmbH herausgegebene Festschrift (Texte/Redaktion Birgit Winter und Jörg Huppert, medienAffairs, Saarbrücken)  mit vielen interessanten Beiträgen gibt einen Einblick in die von Höhen und Tiefen geprägte Geschichte des Werkes, das seinen Ursprung in einer Beckinger Wassermühle hatte. Hier wurde im Jahre 1869, also vor 150 Jahren, durch Peter Hetzler und Ludwig Kolb  eine Fabrik für geschmiedete Artikel und kleine Eisenwaren als offene Handelsgesellschaft gründet. Im Jahre 1872 trat der Kaufmann Friedrich Bernhard Karcher als Gesellschafter in die Firma ein, die sich nun Hetzler, Kolb und Karcher nannte. Nachdem die beiden erstgenannten Mitgesellschafter in den 1880er Jahren  das Unternehmen verließen, gründete Karcher 1985 mit seinen Freunden Carl Roth und Emil Schüler die Firma Karcher & Co, die sie im Jahre 1901 zu einer GmbH änderten. Sie entwickelte sich gut, wurde 1912 zur Fr. Karcher, C. Roth und Cie. mbH. 1913 kam Karchers Sohn, Diplom-Ingenieur Bodo Karcher, als zweiter Geschäftsführer in die Firma, die ein Jahr später 900 Mitarbeiter beschäftigte. 1918 bestellte man Bodo zum alleinigen Geschäftsführer.  1924 wurde in Waiblingen (Baden-Württemberg) ein weiteres Werk gegründet. 1944 wurde das Unternehmen in Karcher Schraubenwerke GmbH umbenannt. 1945 war das Beckinger Werk durch Kriegseinwirkungen  zerstört. Allmählich begann aber wieder die Produktion.  1948 hatte Bodo Karcher bereits seinen Neffen, den Naturwissenschaftler  Dr. Fritz Henning Karcher, als Fachmann für die labormäßige Untersuchung der Materialien und Wärmebehandlung ins Werk geholt.  Bodo Karcher starb im Jahre 1953 unerwartet. Sein Neffe Dr. Fritz Henning Karcher wurde dann in die Geschäftsführung berufen, ebenso Verkaufsleiter Josef Biber und der technische Direktor Hager sowie  1957 der Waiblinger Werksleiter Paul Büser. Mit diesem übernahm Dr. Karcher 1959 die Führungsspitze. Die Unternehmerfamilie Stumm, die bereits 40 Prozent der Unternehmeranteile besaß, erwarb weitere und hatte 1974 dann 50%.. Eine Kaufoption aus dem Besitz der Stumm-AG, die 1974 endete,  nahm Dr. Fritz Henning Karcher aus Alters- und Nachfolgegründen nicht an. Der luxemburgische Stahlkonzern ARBET erwarb 1975 die Mehrheit und die Familie Karcher, die an diesen ihr Schraubenwerk übergab, besaß nur noch eine Minderheitsbeteiligung. In der Eisen- und Stahlkrise kam es 1985 zur Fusion mit der ARBET-Tochter Karcher mit dem Schraubenhersteller Bauer & Schaurte aus Neuss  zur  Bauer & Schaurte, Karcher GmbH.  Die Insolvenz der Saarstahl-AG traf auch deren Tochterunternehmen  Bauer & Schaurte, Karcher, die 1994 durch die französische Valois-Gruppe   übernommen wurde. Aber es war noch das Ende einer vorläufigen Talfahrt. Diese wurde 1996 die durch den amerikanischen Konzern Textron fortgesetzt, die wiederum an 2006 an einen Investor, der sich in Accument umbenannte, wechselte, dann 2011 an  die indische Ruia Group, die bereits ein Jahr später den Insolvenzantrag stellte. Aber damit war es nicht getan, denn der Nachfolger WITHESELL aus den USA kam Ende 2012 und stürzte das Beckinger Werk  wieder in eine große Krise, die erst am 1. Oktober 2015 mit den Erwerb durch das seriöse niederländische Unternehmen Nedschroef ihr Ende fand und derzeit wieder rund 180 Beschäftigten einen Arbeitsplatz bietet. Über die 15ojährige Firmengeschichte wäre noch viel zu berichten, was aber  zu weit führen würde. nb

 Soziales Engagement des Firmengründers, Geheimer Kommerzienrat Friedrich Bernhard Karcher

 Friedrich Bernhard Karcher und seine Ehefrau Anny waren sehr sozial eingestellt und um das Wohl ihrer Mitarbeiter und Familien bemüht. So wurde Jahre 1885 für auswärtige Arbeiter ein Heim mit 100 Betten errichtet, das 1900 später auf 200 erweitert wurde. Dazu gehörte auch eine Speiseanstalt. Bereits 1898 wurde auch ein Mädchenheim eingerichtet, das nach der Erweiterung im Jahre 1903 dann 160 Plätze zählte. 1898 ließ Karcher ein neues Krankenhaus mit 30 Betten (heutiges Rathaus) bauen  und 1913 eine Kinderverwahranstalt (Kindergarten). In seiner Zeit als Gemeindevorsteher erhielt Beckingen als erstes Dorf in der Umgebung eine Wasserleitung. Zur Würdigung seines sozialen Engagements wurde die Beckinger Gemeinschaftsschule vor einigen Jahren „Friedrich-Bernhard-Karcher-Schule“ benannt.

 Foto: Firmengründer, Geheimer Kommerzienrat Friedrich Bernhard Karcher

 

 

 

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